Ein Beispiel für die Anwendung des „Frankfurt-Dreieck“
Dieser Beitrag beschreibt ein Anwendungsbeispiel, wie sich das Modell des „Frankfurt-Dreieck“ mikrodiaktisch gestalten und konkret in der Bildungspraxis einsetzen lässt. Das „Frankfurt-Dreieck“ ist ein didaktisches Orientierungs- und Reflexionsmodell der digitalen Bildung.
Konzept
Überlegen wir uns eine Bildungsveranstaltung, in der Senior:innen sich mit ihren Smartphones auseinandersetzen wollen. Die Senior:innen wünschen sich dadurch sicherer und souveräner im Umgang mit ihren Geräten zu werden.
Dieser Bildungsbedarf könnte im Rahmen einer Übungsgruppe aufgegriffen werden. Solch eine Übungsgruppe könnte sich die Themen und Gegenstände selbst heraussuchen, mit denen sie sich auseinandersetzen möchte, und ein:e Moderator:in könnte diese Gruppe moderieren und anleiten, wo es nötig ist. Smartphones haben eine unerschöpfliche Fülle an Funktionen, die von den App-Anbietern kontinuierlich überarbeitet und erweitert werden.
Dies macht es schwer sich mit „dem“ Smartphone auseinanderzusetzen. Einerseits weil jedes Smarthone mit unterschiedlichen Apps ausgestattet sein kann, andererseits weil sich die Apps auch mit der Zeit verändern. Aus diesem Grund wird hier vorgeschlagen, sich auf ein bestimmtes „Feature“ des Smartphones oder einer App zu konzentrieren. Im Folgenden ist das: Statusmeldungen in WhatsApp.
Im Sinne des „Frankfurt-Dreieck“ ist es nun wichtig die Auseinandersetzung mit dieser Sache („Statusmeldungen in WhatsApp“) so zu gestalten, dass alle drei Perspektiven des „Frankfurt-Dreieck“ behandelt werden können — sich also zum Beispiel nicht alleine auf eine der drei Perspetiven konzentriert wird. Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass die anwendungsbezogene Perspektive den Teilnehmenden am Wichtigsten ist, denn diese lässt sich direkt mit bestimmten Handlungsproblemen in Verbindung setzen.
Ein konkretes Handlungsproblem kann ein anfänglicher Impuls für die dialogische Auseinandersetzung mit dem Smartphone sein (z.B. „Ich möchte meine Statusmeldung mit einem Foto ändern, weiß aber nicht wie das geht“). Solch ein Impuls kann von dem/der Moderator:in aufgegriffen und mit Informationen und weiteren Fragen verknüpft werden. In solch einer dialogischen Auseinandersetzung vermag der/die Moderator:in durch eine geschickte Gesprächsführung alle drei Perspektiven des „Frankfurt-Dreieck“ einzunehmen. Eine Souveränität im Umgang mit dem Smartphone vermag sich erst in solch einer allseitigen Auseinandersetzung zu entwickeln, in der ein anwendungsbezogener Zugang zur Sache durch den technologisch-medialen und gesellschaftlich-kulturellen Zugang ergänzt wird.
Eine Herausforderung speziell in einem Gruppensetting mit inhaltlicher Mitbestimmung mag dabei sein, konkrete Inhalte („die Sache“) zu finden, die alle Teilnehmenden ansprechen. Bringen Teilnehmende unterschiedliche Handlungspobleme mit zu einem Treffen können diese Interessen untereinander kollidieren und es gilt eine gruppenverträgliche Reihenfolge zu finden, zum Beispiel mit dem Systemischen Konsensieren.
Planung
| Inhalt | Ziel | Methode | Material | Besonderheiten |
|---|---|---|---|---|
| Statusmeldungen in WhatsApp | Auseinandersetzung auf allen drei Perspektiven („Frankfurt-Dreieck“) | Moderierter Dialog zwischen den Teilnehmenden. Fragen sind Impulse und werden gemeinsam besprochen | Smartphone(s) mit WhatsApp | – Optional mit einer/einem Experten/in – Optional: Schriftliche Dokumentation in Stichpunkten |
Bemerkung: Die Auseinandersetzung mit allen drei Perspektiven findet in einem unstrukturierten aber moderierten Dialog statt.
Literatur
Brinda, T., Brüggen, N., Diethelm, I. et al. (2019). Frankfurt-Dreieck zur Bildung in der digital vernetzten Welt. Gesellschaft für Informatik e.V.
Kaiser, A., Buddenberg, V., Hohenstein, K. et al. (2007): Kursplanung, Lerndiagnose und Lernerberatung. Handreichung für die Bildungspraxis. Bielefeld. Bertelsmann